Adlerhorst

Maria Nebauer

Veröffentlicht am: 1. August 20242,7 Minuten Lesezeit

Der Adlerhorst (oder: die Blickweise von oben auf das Problem)

Im Coaching verwende ich häufig die Methode „der Adlerhorst“, um meinen Coachees eine neue Perspektive auf ihre Situation zu ermöglichen. Stell Dir einen Adler vor, der hoch oben in seinem Nest sitzt und eine umfassende Sicht auf seine Umgebung hat. Diese Perspektive veranschaulicht, wie wichtig es ist, Abstand zu gewinnen und die Dinge aus einer neuen, objektiveren Sichtweise zu betrachten.

Kernelemente der Adlerhorst-Methode

1. Perspektivwechsel: Der Coachee wird angeleitet, seine Probleme aus einer „Adlerperspektive“ zu betrachten, d.h. von oben herab, um einen klaren Überblick zu bekommen und die Situation in einem größeren Zusammenhang zu sehen.

2. Distanzierung: Durch den gedanklichen Abstand können emotionale Verstrickungen und Stress reduziert werden, was dem Klienten ermöglicht, in einem ruhigen, überlegten Zustand klarer oder objektiver zu denken.

3. Selbstreflexion: Die Methode fördert die Selbstreflexion, indem der Coachee ermutigt wird, seine eigenen Verhaltensmuster und Denkmuster zu erkennen und zu hinterfragen.

4. Zielorientierung: Aus der Adlerperspektive lassen sich oft neue Wege und Lösungen erkennen, die aus der Nahsicht verborgen bleiben. Dies hilft dem Klienten, realistische und umsetzbare Ziele zu formulieren.

Anwendung der Methode

1. Einführung und Erklärung: Ich erkläre dem Coachee das Konzept und die Funktionsweise der Adlerhorst-Methode.

2. Visualisierung: Ich bitte den Klienten sich vorzustellen, er wäre ein Adler, der hoch über seiner Situation schwebt. Diese Visualisierung hilft, den Perspektivwechsel mental zu verankern.

3. Analyse der Situation: Aus der neuen Perspektive heraus betrachtet der Coachee seine Situation, kann Probleme und Herausforderungen identifizieren und vorhandene Ressourcen und Stärken erkennen.

4. Entwicklung von Lösungen: Ich unterstütze den Klienten dabei, aus der Adlerperspektive neue Lösungsansätze bzw. konkrete Handlungsschritte zu entwickeln.

5. Reflexion und Feedback: Ich reflektiere zusammen mit dem Klienten den Prozess, die gewonnenen Erkenntnisse und mögliche nächste Schritte.

Der systemische Ansatz im Adlerhorst

Als systemischer Coach betrachte ich den Coachee immer im Kontext seiner gesamten Lebensumstände. Die Adlerhorst-Methode integriert diesen systemischen Ansatz, indem sie den Coachee ermutigt, seine Position im gesamten System zu erkennen und zu verstehen. Durch diese ganzheitliche Sichtweise kann der Coachee Lösungen entwickeln, die alle relevanten Aspekte seines Lebens berücksichtigen.

Praxisbeispiel

Wenn der Coachingsprozess ins Stocken gerät, erhebe ich mich gemeinsam mit dem Klienten von unseren Beratungsplätzen und wir stellen uns symbolisch in einen „Adlerhorst“. In diesen 2-3 Minuten betrachten wir das Coachingspaar „da unten“ und tauschen uns in der dritten Person über uns selbst im Beratungsprozess aus. Danach kehren wir auf unsere Plätze zurück, um den Beratungsprozess fortzusetzen.

Diese Übung hilft dem Klienten zu spüren, besonders berührende oder resonante Aspekte zu identifizieren.

Selbstreflexion als Coach

Für mich als professionellen Coach ist es unerlässlich, regelmäßig meinen eigenen „inneren Spiegel zu putzen“ und aus systemischer Sicht meine Anteile am Prozess zu überprüfen und ggf. anzupassen. Auch hierfür ist der Adlerhorst perfekt geeignet.

Fazit

Die Adlerhorst-Methode ist eine meiner bevorzugten Interventionstechniken im Coachingprozess.  Wenn es im Prozess hakt, wenn es stockt, wenn nichts vorwärts geht, ist sie für mich das Mittel der Wahl.

Autorin: Maria Nebauer – Senior Beraterin bei syspo excellence

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