Den Job kann ich, aber will ich ihn auch?
Über Sinnerleben, Motivation, Energiegewinn & Handlungsfähigkeit
Über allem steht die Frage: „Was macht mich im Job wirklich glücklich?“
Ganz häufig höre ich darauf die Antwort: „Ich brauche etwas mit Sinn!“ Aber was genau ist damit gemeint? Erstmal gibt es einen großen Unterschied zwischen „Verstehen was Sinn machen könnte“ und tatsächlich „Sinn erleben“. Dazwischen liegt nämlich das Handeln/Tun.
Für das Verstehen ist es sicher sinnvoll sich klarzumachen, ob ich überhaupt fähig bin eine Tätigkeit auszuüben. Das heißt ich muss mich fragen, ob ich die notwendigen Skills habe:
- Selbstführung
- fachliches und methodisches Wissen
- Zusammenarbeit
- Und falls gefordert, Führung und unternehmerisches Handeln
Hier sprechen wir über Handlungsfähigkeit, die ich mir schrittweise weiter aus- und aufbauen kann. Aber habe ich auch den Willen und die Bereitschaft ins Handeln zu gehen? Will ich diese Tätigkeit ausüben und wird sie mir Energie geben oder mich auslaugen?
Woher kommt meine Handlungsbereitschaft?
Jetzt kommt die Motivation ins Spiel. Diese entsteht oder vergeht innerhalb von Bruchteilen von Sekunden. Meine Motivation basiert auf meinen Erlebnissen, Erfahrungen und damit Werten, die mich geprägt haben.
Aber wie erkenne ich, was mich motiviert? Erstmal kann ich mich fragen: Wofür brenne ich und bei welchen Tätigkeiten gewinne ich Energie? Hier nur vier Beispiele.
Ich mag es …:
- … unabhängig und schnell Entscheidungen zu treffen und Aufgaben anzupacken!
- … Strukturen aufzubauen und Prozesse zu stabilisieren!
- … Ergebnisse zu erzielen und strategisch klug Ziele zu erreichen!
- … mich mit Themen zu beschäftigen, die gesellschaftliche Relevanz haben!
Bei jedem wirken diese Zeilen unterschiedlich, da diese unsere Werte berühren. Unsere Wertewelt ist kein Schubladensystem mit Typen von A-Z. Jeder Mensch hat sein eigenes völlig individuelles einzigartiges Werteprofil. Dieses ist ab Mitte Zwanzig einigermaßen stabil. Bei wichtigen Ereignissen wie z.B. Hochzeit oder die Geburt des ersten Kindes, aber auch Krankheit und Verlust verschiebt sich das Werteprofil. Hierbei handelt es sich aber in der Regel nur um tendenzielle Veränderungen. Deshalb ist es so wichtig zu berücksichtigen, wie wir arbeiten und handeln wollen. Hier liegt die Ursache begründet, wenn unser Arbeitsumfeld uns Energie gibt oder nimmt.
Wie gehe ich mit Hindernissen um?
Was mache ich, wenn ich mir eigentlich sicher bin, was ich kann und was mich motiviert, aber ich trotzdem nicht ins Handeln komme? Auch hier können die Gründe vielfältig sein. Deshalb konzentriere ich mich hier auf zwei Faktoren, die ich häufiger beobachte:
- Rahmenbedingungen im Unternehmen
Entsprechend der jeweiligen Unternehmenskultur kann es sein, dass ich Tätigkeiten nicht so ausführen „darf“, wie es meiner Motivation entspricht. Wenn ich es zum Beispiel mag Strukturen zu entwickeln, und zwar gemeinsam mit allen Beteiligten. Dann ist es für mich eine Riesen-Herausforderung, wenn von mir gefordert wird, dass ich diese selbständig „im Geheimen“ entwickeln und dann Top Down umsetzen soll. Umgekehrt ist es übrigens genauso. Das heißt ich muss mir ein Arbeitsumfeld suchen, das zu der Art, wie ich Tätigkeiten gerne ausübe, passt.
- Anhaften an Gewohntes/Vergangenes
Wenn ein Schritt ins Neue ansteht, merken wir gar nicht, dass wir Dinge in unserem „Koffer“ mitnehmen, die eher hinderlich als hilfreich sind. Das können sowohl wehmütige Gedanken an ehemalige Kolleg:innen als auch Verbitterung über erfahrene Ungerechtigkeiten sein. Zu starkes Fokussieren auf diese Erinnerungen wirkt meistens bremsend. Aber auch Ignorieren ist keine kluge Strategie, da früher oder später die Themen wieder hochkommen.
Wie kann also ein geeignetes Loslassen gelingen? Eine Möglichkeit besteht darin, sich in Dankbarkeit zu verabschieden. In der Regel findet sich immer eine Erfahrung, die für die eigene Entwicklung wichtig war. Gegebenenfalls erkenne ich sogar den aktuellen Prozess als richtungsweisend. Gute Wünsche für herausfordernde Personen können ebenfalls ein Weg sein, um sich wertschätzend zu verabschieden und Vergangenes nicht ewig mit sich herumschleppen zu müssen.
Welche Unterstützung kann ich mir suchen?
Zugegebenermaßen braucht oben Beschriebenes ein gewisses Maß an Klarheit und Reflektionsvermögen. Und sich selbst betrachten und einschätzen ist ehrlicherweise sehr herausfordernd. Ich würde auch gar nicht empfehlen diesen Prozess allein zu machen. Feedback kann in der jeweiligen Situation helfen „blinde Flecken“ zu entdecken und „Selbstverständlichkeiten“ besprechbar zu machen. Hier können Vertrauenspersonen wichtige Impulse geben. Oder ich wende mich an professionelle Karriere-Coaches. Im Coaching kann außerdem die Nutzung wissenschaftlich fundierter und validierter Personaldiagnostik-Tools eine Hilfe bieten.
Fazit
Wir verbringen viel Zeit unseres Lebens in Arbeit. Deshalb investieren Sie Zeit in Ihre Jobwahl.
- Betrachten Sie Ihre Skills
- Werden Sie sich klar, was Sie motiviert
- Suchen Sie sich eine passende Tätigkeit, die Ihnen Energie gibt
- Nutzen Sie Coaching-Angebote
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Energie.
Autor:
Ingo Tiedemann – Senior Berater bei syspo excellence